- Gravehalstunnel
Gravehalstunnel. Auf der Bahnlinie von Christiania nach Bergen in Norwegen; eingleisig gerade und 5311 m lang, beginnt bei der Station Opset (West) auf 859∙35 m ü. M., steigt mit 5%, dann 3% bis zum Scheitel auf 871∙21 m ü. M., wo eine 180 m lange Wagrechte eingeschaltet ist, und fällt sodann mit 3% und 5% nach Myrdalen (Ost) auf 865∙6 m ü. M. ab.
Die größte Gebirgserhebung, das Urhovdgebirge, liegt auf 1400 m ü. M., daher etwa 530 m über dem Tunnel. Da die Waldgrenze schon bei 750 m ü. M. liegt, so befinden sich die Tunneleingänge oberhalb derselben, also in kahler, unwirtlicher Gegend, in der der Schnee teilweise das ganze Jahr liegenbleibt. Vom Westeingange (Opset) an gerechnet, durchbricht der Tunnel auf etwa 1000 m Länge quarz- und feldspathaltigen Chloritschiefer, sodann auf 250 m Gneis, schließlich auf die übrige Länge ungewöhnlich festen und dichten Granit, der schwer zu bohren und zu schießen war. Obwohl die Bahn zunächst für eine Spurweite von 1∙067 m erbaut werden sollte, hat man die Lichtquerschnitte des eingleisigen Tunnels mit 4∙6 m Weite und 5∙9 m Höhe bemessen, damit er auch für die Vollspur ausreiche, die schließlich auch zur Anwendung kam. Ein Teil des Tunnels blieb unausgemauert, ein Teil erhielt nur Firstgewölbe und ein Teil mußte voll ausgemauert werden.
Die Arbeiten wurden im Februar 1896 auf der Westseite und im Oktober 1896 auf der Ostseite begonnen.
Auf der Westseite wurde der Tunnelausbruch mit einem 6∙25 m2 großen Sohlstollen begonnen, der auf volle Tunnelbreite erweitert wurde; hierauf folgte zumeist auf volle Tunnelbreite der Firstschlitz.
Für die Stollenbohrung kamen vorerst Brandtsche Drehbohrmaschinen mit 80 Atm. Wasserdruck und 6–7 cm weiten Stahlbohrern zur Anwendung. Der Vollausbruch wurde zunächst mit Handbohrung ausgeführt, er blieb daher weit hinter dem Stollen zurück, so daß man sich entschließen mußte, hierfür auch Maschinenarbeit mit Preßluftbohrmaschinen Frölich 1. Bauart einzuführen.
Auf der Ostseite wurde zunächst von Hand gebohrt. Der Ausbruch ist in dem oberen Tunnelteil (Kalotte) begonnen und dann nach abwärts fortgesetzt worden. Der unzureichende Fortschritt nötigte auch hier zur Einführung von Maschinenbohrung mit Preßluft-Stoßbohrmaschinen Bauart Frölich und zum Arbeitsbeginn mit dem Sohlstollen wie auf der Westseite. Auch die Vollausbrucharbeiten sind mit Frölichs Preßluft-Stoßbohrmaschinen auf Spannsäulen; die auf besonders gebauten fahrbaren Gerüsten, unter denen die Förderung ungehindert stattfinden konnte, befestigt wurden, ausgeführt worden.
Für den Tunnel, der nur teilweise – etwa 3% der Länge – ausgemauert werden sollte, war ein Betrag von 3,274.000 M., d. s. 600 M. m vorgesehen, der aber wegen des äußerst festen Gesteins und der besonders schwierigen Arbeiterverhältnisse in der sehr unwirtlichen Gegend bei weitem nicht ausreichte.
Literatur: Dolezalek, Der Bau des Gravehalstunnels. Dt. Bauztg. Februar 1900.
Dolezalek.
http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.