- Kehrschleife
Kehrschleife (reversing loop; circuit à rebroussement; girone) nennt man eine Gleisverbindung in Form eines Halbkreises oder fast geschlossenen Kreises, die ein Umkehren ganzer Züge ermöglicht. Derartige K. werden bereits seit langer Zeit an den Endpunkten von Straßenbahnlinien angewandt, um das zeitraubende und unbequeme Umsetzen der Anhängewagen zu vermeiden. Auch bei Stadtbahnen haben K. wiederholt Anwendung gefunden, z.B. in Paris, wo grundsätzlich alle Endbahnhöfe damit ausgerüstet sind. Auf einzelnen Nahverkehrsbahnen hat man auch Zwischenbahnhöfe, auf denen ein Teil der Züge endigt, mit K. versehen, die dann unter oder über den durchgehenden Hauptgleisen an einer Stelle hinweggeführt sind. Jedenfalls ist der Betrieb mit K. bequem; ob durch ihre Anwendung bei elektrischen Triebwagenzügen, die vor der Rückfahrt keiner Umordnung bedürfen, ein wesentlicher Zeitgewinn gegenüber dem Umkehren in den Hauptgleisen erzielt wird, ist zweifelhaft, da bei K. die Wege länger werden. Auf Hauptbahnen hat man in Europa wegen der erforderlichen großen Halbmesser K. bisher nicht angewandt, wohl aber in Amerika, wo man wegen der ausschließlichen Verwendung von Drehgestellen schärfere Krümmungen zulassen kann (s. Krümmungshalbmesser). So finden sich z.B. dort K. an den Enden von Abstellbahnhöfen, um das Umordnen der Wagen zu vermeiden (Abstellbahnhof Sunnyside der Pennsylvaniabahn), an Endpunkten des Vorortverkehrs (Bahnhof Harrison bei New York) u.s.w. Ein großartiges Beispiel bietet der neue zweigeschossige Endbahnhof der New York Centralbahn in New York. Er enthält in seinem untersten Geschoß mehrere K. für den Vorortverkehr mit Halbmessern von 30 m, in seinem oberen Geschoß dagegen solche für den Fernverkehr von etwa 68 m Halbmesser. In Amerika hat man auch auf Verschiebebahnhöfen K. zum Umsetzen der Packwagen und Lokomotiven angewandt.
Literatur: G. Schimpf, Die Straßenbahnen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Berlin 1913. – J. A. Droege, Freight terminals and trains. New York 1912. Hb. d. Ing. W. V, 4, 2. Leipzig 1914.
Oder.
http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.