- Lautfernsprecher
Lautfernsprecher, Fernsprecher, die die Sprache so laut wiedergeben, daß der Hörende sie versteht, ohne das Hörrohr ans Ohr zu nehmen, ohne überhaupt an den Fernsprecher heranzutreten.
Diese Lautwirkung wird erreicht:
1. durch Verwendung eines besonders starken magnetischen Feldes, also insbesonders großer und kräftiger Magnete sowie großer Schallplatten im Hörer in Verbindung mit einem Schalltrichter;
2. durch Erhöhung der Stromstärke im Mikrophon bis zu der äußerst zulässigen Grenze und
3. durch Ausschaltung oder möglichste Verminderung aller induktiven Widerstände in der Leitung, damit ein Drosseln der Sprechströme vermieden wird. Die Schaltung wird deshalb so getroffen, daß in der Ruhe, also beim Hören, die sekundären Windungen des eigenen Transformators (s. Fernsprecheinrichtungen) von der Leitung getrennt und nur beim Sprechen eingeschaltet sind.
Die Wirkung dieser Konstruktion- und Schaltungsbedingungen kommt aber nur dann voll zur Geltung, wenn der Widerstand der verbindenden Leitungen klein ist, d.h. wenn die Leitungen kurz sind und aus gutleitendem Material bestehen, weil nur dann die beim Sprechen hervorgerufenen Widerstandsänderungen im Mikrophon im Verhältnis zum Gesamtwiderstand und die daraus sich ergebenden Schwankungen der Stromstärke groß sind. Je größer der Widerstand der Leitung, also je länger diese ist, um so geringer sind die Schwankungen des Gesamtwiderstandes und der Stromstärke und um so geringer ist die Lautstärke.
Auch der innere Widerstand der Elemente der Mikrophonbatterien darf nur klein sein; es dürfen deshalb nur große Arbeitsstromelemente verwendet werden; am besten geeignet sind Akkumulatoren.
Die L. dienen deshalb in erster Linie dem Nahverkehr zur Übermittlung von Befehlen auf Schiffen und nach solchen Räumen, wo es darauf ankommt, Befehle jederzeit empfangen zu können, ohne daß zu ihrer Entgegennahme ein Verlassen des Arbeitsplatzes notwendig ist. Sie eignen sich besonders als Ersatz für Sprachrohre, in Fällen, in denen deren Einbau, wie z.B. auf großen Kriegsschiffen, auf Schwierigkeiten stößt.
Im Eisenbahndienst kommen L. zu ausgedehnter Verwendung für die Verbindungen der Stellwerke mit den Befehlsstellen.
Abb. 113 zeigt die Schaltung zweier Lautsprechstellen nach den Angaben der Siemens & Halske-Aktiengesellschaft.
T bedeutet darin den Hörer, M das Mikrophon, p die primären, s die sekundären Windungen des Transformators, B die Mikrophonbatterie, W die Anrufklingel und I den Anrufinduktor. L1 und L2 sind die verbindenden Leitungen. Unter Sp ist eine federnde Handtaste verstanden, die beim Sprechen niedergedrückt gehalten werden muß, damit der Transformator ps eingeschaltet wird; beim Hören wird die Taste nicht gedrückt, so daß dann die Windungen s des Transformators die Leitung nicht belasten und die ankommenden Ströme nicht schwächen. Der Induktor ist beim Hören durch die gewöhnliche Kurzschlußvorrichtung ausgeschaltet. Durch den beim Hören in der Leitung verbleibenden Wechselstromwecker werden die ankommenden Sprechströme nicht geschwächt, weil dessen Elektromagnetrollen als Drosselspulen wirken und den Sprechströmen den Weg verriegeln.
Abb. 114 zeigt das Außere eines L. An der Vorderseite oben sieht man den Schalltrichter des Hörers, unten die Sprechöffnung des Mikrophons. Unterhalb des Gehäuses ist der Hebel der federnden Taste sichtbar, die beim Sprechen (nicht beim Hören) zu drücken ist.
Für Anlagen bis zu 200 m Entfernung bedarf es keines Transformators; man läßt vielmehr die im Mikrophon der gebenden Stelle erzeugten Sprechströme unmittelbar auf den Hörer der empfangenden Stelle wirken. Diese Anordnung veranschaulicht in einfachen Linien die Abb. 115. Sie zeigt zugleich eine Anordnung, bei der das Mikrophon an einer beweglichen Leitungsschnur an einem Schalthaken hängt, wie bei den gewöhnlichen Fernsprechern der Hörer.
Wenn es sich nur darum handelt, einseitig an eine Stelle durch L. Befehle zu erteilen, genügt für die Befehlstelle das Mikrophon ohne Hörer und für die empfangende Stelle der Hörer ohne Mikrophon. Meist ist dann auch eine besondere Anrufeinrichtung (Induktor und Klingel) entbehrlich, weil die große Lautwirkung des Hörers allein für den Anruf genügt.
In einen aus zwei L. bestehenden Sprechkreis können ausnahmsweise noch mehrere L. parallel eingeschaltet werden, die alle gleichzeitig die von einer Stelle gesprochenen Worte wiedergeben. Die Lautwirkung nimmt hierbei aber entsprechend der Anzahl der eingeschalteten L. ab.
Für den Anschluß an Fernsprechhauptumschalter (s. Fernsprecheinrichtungen) eignen sich die L. nicht.
Fink.
http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.