Rost

Rost

Rost (grate; grille; graticola, griglia), im Maschinenbau der untere Abschluß einer Feuerungsanlage, der dem Brennstoff als Unterlage dient und derart geformt ist, daß die zur Verbrennung des Brennstoffs nötige Luft von unten zu diesem gelangen kann.

Der R. besteht hiernach aus einem System von Stäben und aus Trägern für die Stäbe. Die anzuwendende Entfernung der Stäbe voneinander (die Spaltenweite ebenso wie die Breite der Roststäbe) richtet sich nach den Eigenschaften des Brennstoffs und nach der Menge der zur Verbrennung nötigen Luft. Sie beträgt bei österreichischen Lokomotiven 20–22 mm.

Die Summe der durch sämtliche Luftspalten offen gehaltenen Flächen nennt man die »freie Rostfläche«, die Größe der vom Brennstoff bedeckten Fläche die »Rostfläche«.

Über die Gesamtgröße der Rostfläche, über die Größe der freien Rostfläche und das Verhältnis der freien Rostfläche zur gesamten Rostfläche s. Lokomotivkessel. Im allgemeinen beträgt das Verhältnis der Rostfläche zur Heizfläche bei Lokomotiven 1 : 50 oder 1 : 90. Die freie Rostfläche beträgt etwa 55–60% der gesamten Rostfläche.

Bauart des R. bei Lokomotiven (Abb. 144 ac u. 145 ad). Am Feuerbüchsschlußring sind Kloben K angeschraubt, in die vermittels Zapfen die Rostträger T eingesteckt sind. Auf den Rostträgern liegen die Roststäbe R entweder lose auf, in ihrer gegenseitigen Lage gehalten durch an die Stabenden angestauchte oder angeschmiedete Ansätze (Abb. 144 a u. b), oder sie finden ein Hindernis gegen Verschieben und Umfallen in Rechen R1 (Rechenrost), die an den Rostträgern angeschraubt werden (Abb. 145 a u. c).

Die österreichischen Staatsbahnen verwenden Roststäbe mit umgebogenen Enden, die eine Änderung der Spaltenweite in ziemlich weiten Grenzen ermöglichen, indem die umgebogenen Enden aufgebogen oder zusammengeschlagen werden.

Der Roststab selbst ist meist aus einem Walzeisen durch Abschrägen der unteren Schmalseite und Anstauchen der Auflagen herausgearbeitet.

Rechenroste bieten den Vorteil, daß vom Walzeisen die Stäbe in beliebiger Länge abgeschlagen und ohne weitere Nacharbeit eingelegt werden können.

Oft werden die Roststäbe auch aus Gußeisen hergestellt, dem eine kleine Menge von Stahlspänen beigefügt wird. Roststäbe aus Gußeisen werden selten als gerade, glatte Stäbe ausgeführt. Die obere Seite trägt fast immer seitliche Ansätze, wodurch es möglich ist, bei einer großen freien Rostfläche Brennstoff mit kleinem Korn (Staub, Gries) zu verbrennen.

Bei langen Feuerbüchsen muß der R. in der Mitte oder auch an 2 Stellen noch eine Unterstützung erhalten; diese mittleren Rostträger sind gerade so gehalten wie die Endrostträger.

Die R. sind in den seltensten Fällen wagrecht, sondern meistens nach vorn geneigt, nach der unteren Begrenzung der Feuerbüchse sich richtend, gelagert.

Die Größe der Rostneigung soll bei Kleinkohle nicht mehr als 1 : 6, bei guter Stückkohle nicht mehr als 1 : 4 bis 1 : 3 betragen.

Das Reinigen des R. von Schlacke und Asche geschieht mit besonderen Werkzeugen: der Schlackenzange und dem Rostspieß; größere Schlackenstücke werden durch die Heiztür entfernt, kleinere Stücke in den Aschenkasten durchgestoßen.

Um die Reinigung des R. rascher zu bewerkstelligen, bringt man (insbesondere bei Klein- oder Staubkohle) vorn bei der Rohrwand einen Klapprost an (Abb. 146). Dieser Klapprost, vom Führerstand aus mit Schraube und Zugstange beweglich, ist oft Ursache des Rohrrinnens (s.d.), da in dem noch heißen Feuerkasten durch das Umlegen des Klapprostes eine große Menge kalter Luft die empfindlichste Stelle in der Feuerbüchse – die Rohrwand trifft.

Besondere Bauarten. Auf den bisher genannten R. von etwa 15–25 mm oberer Stabdicke und 15–22 mm Luftspaltenweite kann nahezu jedes Brennmaterial wirtschaftlich verfeuert werden. Besondere Bauarten werden erst dann erforderlich, wenn es sich um Verbrennung ganz minderwertiger Staubkohle oder um Verbrennung von schwer entzündlicher Anthrazitkohle handelt.

Zur Verbrennung von Staubkohle, die große Rostflächen erfordert, wurden früher bei den belgischen Staatsbahnen R. von Belpaire (Behne-Kool) verwendet. Die Roststäbe sind bei dieser Bauart kurz, etwa 500 mm lang, 3–4 mm dick und sind in Bündeln von je 5–6 Stück vermittels Zwischenrollen und Nieten vereinigt (Spaltenweite 4–5 mm).

Zur bequemeren Reinigung dieser langen R. ist fast stets ein Klapprost angebracht.

Bei Verfeuerung von Anthrazit werden in Amerika für das Durchfahren langer Strecken ohne Lokomotivwechsel Schüttelroste verwendet, die das Reinigen des Feuers während der Fahrt ermöglichen.

Schüttelroste sind dem Wesen nach nichts anderes als die Verbindung einer Anzahl von wagrecht angeordneten Klapprosten, deren Drehungswellen untereinander gekuppelt sind. Sie ermöglichen eine rasche Reinigung des R., indem durch einen Zug sämtliche Rostelemente (ähnlich wie der Klapprost bei Belpaire) umgelegt werden können, wodurch alle Asche, Schlacke und andere unverbrennbare Rückstände in den Aschenkasten fallen.

Die Schüttelroste werden als Finger- oder Kastenroste ausgebildet. Bei den Fingerrosten sind kurze, fingerartig ineinander greifende, drehbar gelagerte Roststäbe (Abb. 147) angeordnet; bei Kastenrosten sind die Roststäbe, wie z.B. bei jenen von Weaver der Pennsylvaniabahn, zu einer kastenförmigen Form mit Drehzapfen ausgebildet.

Zur Verhinderung der Schlackenbildung und zur Vermeidung des Anbakkens der Kohlen an die Roststäbe wird bei dem R. von Menner (s. Abb. 148) durch Dampfbrausen zwischen die Roststäbe Dampf eingeblasen, wodurch auch eine erhöhte Zuführung von Sauerstoff und Wasserstoff bewirkt werden soll. Den gleichen Zweck verfolgt die Anordnung von Galloway-Hill.

In Amerika werden zur Kühlung des R. aus Wasserröhren gebildete R. verwendet. Abb. 149 zeigt einen solchen der Pennsylvaniabahn, zwischen denen mit seitlichen Zähnen ausgebildete drehbare Roststäbe liegen.

Die Rostanordnungen von Tenbrink, Toni-Fontenay u.s.w. sollen in Verbindung mit einem in der Feuerbüchse eingebauten Sieder (Bouilleur) eine rauchfreie Verbrennung dadurch ermöglichen, daß der Brennstoff auf eine schräg stehende Platte aus Gußeisen aufgelegt wird und erst von da auf den ebenfalls stark geneigten R. hinabrutscht. Die geringe Luftzufuhr von unten bei der Gußplatte und am Anfang des R. (Spaltenweite vorn weit, rückwärts enger) bewirkt eine reichliche Bildung von Kohlenoxyd, das von der durch den Sieder nach rückwärts gelenkten Flamme zu Kohlensäure verbrannt wird.

Die Beschickung sehr großer Rostflächen von Lokomotiven, die in Amerika bis zu 9 m2 ausgeführt werden, stellt an einen Heizer bereits seine physische Kraft übersteigende Anforderungen. Es werden daher dort mechanische Rostbeschickungseinrichtungen verwendet. Ein Beispiel einer solchen, nach Bauart Barnum, zeigt Abb. 150. Die Kohle wird am Tender durch Brechmaschinen, die eine kleine Dampfmaschine treibt, entsprechend zerkleinert und durch Gurtförderer in den 4 Schnecken zugeführt. Die Schnecken werden durch 2 rechts und links am Rahmen der Lokomotive angebrachte Dampfmaschinen, durch Vermittlung von Kugelrädern bewegt und die Kohle durch Abstreifbleche auf den R. gebracht.

Über R. s. ferner: Heusinger, Hb. f. spez. E.-T. Bd. III, Leipzig 1882. – Pechar, Die Lokomotivfeuerbüchse. Sonderabdruck aus Glasers Ann. 1883. – Das Eisenbahn-Maschinenwesen der Gegenwart. Berlin 1914.

Gölsdorf-Rihosek.

Abb. 144 a–c.
Abb. 144 a–c.
Abb. 145 a–d.
Abb. 145 a–d.
Abb. 146. Klapprost
Abb. 146. Klapprost
Abb. 147. Schüttelrost.
Abb. 147. Schüttelrost.
Abb. 148. Menner-Rost.
Abb. 148. Menner-Rost.
Abb. 149.
Abb. 149.
Abb. 150. Rostbeschicker Bauart Barnum
Abb. 150. Rostbeschicker Bauart Barnum

http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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