- Abzweigung
Abzweigung auf freier Strecke (junction; bifurcation; diramazione), Bahnabzweigung nennt man die Teilung einer Bahnlinie in zwei oder mehrere Strecken außerhalb der Stationen. Man bedarf hierzu einer oder mehrerer Weichen, die mit den Streckensignalen in Verbindung stehen müssen. Auf die Ausbildung der A. in Schnellzugstrecken wird in neuerer Zeit große Sorgfalt verwendet, um sie ohne Verminderung der Geschwindigkeit befahren zu können. Ist sowohl die Stammstrecke als auch die abzweigende Strecke zweigleisig, so sind in der Regel zwei Weichen und eine Kreuzung erforderlich. Die Weichen werden mit möglichst langen Zungen, sehr großen Halbmessern (R = 500 – 1200 m) und kleinen Herzstückneigungen (1 : 14–1 : 16) angelegt, um die Ablenkung stoßfrei zu gestalten; symmetrische Weichen sind für A. besonders geeignet. Bei der Kreuzung dagegen vermeidet man mit Rücksicht auf die sogenannte führungslose Stelle im allgemeinen kleinere Neigungen als 1 : 9. In England wird sogar vom Board of Trade empfohlen, keine spitzeren Kreuzungen als 1 : 8 anzuwenden. Um trotz kleiner Herzstückneigung bei den Weichen möglichst große Winkel an der Kreuzung zu erhalten, setzt man die Krümmung auch jenseits des Herzstückes fort und vergrößert außerdem den Gleisabstand der Stammstrecke an der Abzweigungsstelle (Abb. 101). Wo dies nicht möglich ist, wo man also sehr spitze Winkel für die Kreuzung erhält, bleibt nichts übrig, als Kreuzungen mit beweglichen Schienen anzuwenden (s. Kreuzungen, Weichen). Um bei einseitiger Abzweigung die Überhöhung im krummen Strang durchführen zu können, wird bei der Französischen Nordbahn die ganze Weiche schräg gelegt. Der gerade Strang erhält dabei eine Überhöhung von 125 mm, die aber den ruhigen Lauf der Fahrzeuge nicht beeinträchtigt. Andere Verwaltungen verzichten auf die Überhöhung. Gut durchgebildete A. können in beiden Richtungen mit einer Stundengeschwindigkeit von 100 km durchfahren werden. (Über die Ausgestaltung der Weichen und Kreuzungen für A. vgl. die Berichte von Tettelin, Cossmann, Morgan, Motte und Besler im Bulletin des Internationalen Eisenbahnkongreßverbandes 1910.) Bei sehr starkem Verkehr empfiehlt es sich, die Kreuzung durch eine Brücke zu beseitigen (schienenfreie A., flying oder burrowing junction) (s. Bahnhöfe sowie Gleisentwicklung vor Bahnhöfen). Um an der Einmündungsstelle das Zusammenstoßen zweier Züge bei Überfahren des Haltsignals zu verhindern, hat man zuweilen bei A. Schutzweichen angelegt (s. Ablenkgleis, Fanggleis). Bei der Abzweigung einer eingleisigen Bahn von einer zweigleisigen kann es sich aus Sicherheits- und Betriebsrücksichten empfehlen, die Abzweigung zweigleisig herzustellen und die beiden Gleise erst in gewisser Entfernung hinter der A. zu vereinigen.
Über die Signale und Sicherheitseinrichtungen an A. s. Signalwesen.
Oder.
http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.