Wien-Preßburger Bahn

Wien-Preßburger Bahn

Wien-Preßburger Bahn, normalspurige Lokalbahn mit elektrischem Betrieb, eröffnet 1914, bezweckt, wie ihr Name besagt, eine unmittelbare Eisenbahnverbindung mit dichter Verkehrsgelegenheit von Stadt zu Stadt zu schaffen. Die Strecke ist 70∙5 km lang, wovon 7∙5 km sich auf ehemalig ungarischem (jetzt tschecho-slowakischem) Staatsgebiet befinden. Dementsprechend sind 2 Bahnkonzessionen vorhanden, die von je einer österreichischen und einer früher ungarischen Gesellschaft ausgeübt wurden. Zur Sicherung der Einheitlichkeit des Verkehrs haben beide Gesellschaften auf Konzessionsdauer einen Betriebsvertrag geschlossen, der jedoch durch die zwischenstaatlichen Umwälzungen aufgelöst wurde. Damit ist vorläufig auch die Grundlage der ursprünglichen Bestimmung der W., einen unmittelbaren Verkehr von Stadt zu Stadt zu schaffen, zerstört worden. Diese Aufgabe war unter den obwaltenden Verhältnissen maßgebend für das gewählte Betriebssystem, indem die Züge in das Innere der beiden Städte einfahren, auf offener Strecke auf eigenem Bahnkörper mit hoher Geschwindigkeit (60–70 km/Std.) verkehren sollten, um mit den parallellaufenden Staatsbahnlinien konkurrieren zu können. Dabei war die Leistung durch die geringe Tragfähigkeit der Preßburger Donaubrücke stark beengt. Um trotzdem einen hohen Fassungsraum der Züge zu erzielen, wurde ein Lokomotivverkehr mit durchgehenden vierachsigen Personenwagen gewählt. In den beiden Stadtstrecken werden der geringen Fahrgeschwindigkeit entsprechend Lokomotiven mit geringer Leistung, etwa 200 PS., vorgespannt. Auf der Fernstrecke führen 800-PS.-Lokomotiven die Züge. Im Einklang mit den Stromsystemen der Straßenbahnen in Wien und Preßburg wird in den Städten mit Gleichstrom 600 V gefahren, auf offener Strecke ist als wirtschaftlichstes Fernleitungssystem Wechselstrom mit 15.000 V Spannung 15 V/s gewählt worden. Den Strom liefert für die österreichische Strecke das Wiener Elektrizitätswerk, in Preßburg die dortige Straßenbahngesellschaft.

Die Bahn ist in ihrer Anlage durch sehr ungünstige Neigungs- und Richtungsverhältnisse gekennzeichnet, indem die verfügbaren Beträge die größte Sparsamkeit auferlegten. In den Kriegsjahren wurden auf der W. ganz enorme Leistungen erzielt, insbesondere leisteten die Lokomotiven der Fernstrecke bis über 100.000 Lokomotiv-km im Jahr.

Literatur: Elektrotechnik und Maschinenbau, Wien 1914, H. 45; Elektr. Kraftbtr. u. B. Berlin 1914, H. 32.

Seefehlner.


http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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