Pennsylvania-Eisenbahn

Pennsylvania-Eisenbahn

Pennsylvania-Eisenbahn, gehört zu den größten und gilt als die bestverwaltete der Eisenbahnen der Vereinigten Staaten. Es machte besonders peinliches Aufsehen, als vor einigen Jahren diese Bahn dabei betroffen wurde, daß sie bei dem Versand von Kohlen die aus den ihr gehörigen Bergwerken gewonnenen unrechtmäßig begünstigte. Bei Wagenknappheit hatte sie diese Kohlen bei der Wagengestellung nahezu ausschließlich berücksichtigt und fremde Kohlen so gut wie gar nicht befördert. Dieses Verhalten der P. war wohl der Hauptanlaß zur Aufnahme der sog. Commodities Clause (s.d.) in die Novelle vom 29. Juni 1906 zum Bundesverkehrsgesetz.

Das Netz der P. erstreckt sich durch die zwischen dem Atlantischen Ozean östlich und den großen Seen und dem Missouri westlich gelegenen Staaten; es durchzieht vor allem den ganzen großen Staat Pennsylvania. Die Linien der P. gehen von New York westlich nach den großen Seen und dem Mississippi mit Ausläufen südlich zur Chesapeake-Bai, zum Potomac und zum Ohio und nordöstlich durchziehen sie die ganze Insel Long Island. Der Gesamtumfang der zu dem Netz gehörigen Eisenbahnstrecken belief sich Ende 1912 auf 18.747 km. Verwaltet wird es von 2 Gesellschaften, der Pennsylvania Railroad Company (10.200 km) und der Pennsylvania Company (8547 km). Der ersteren sind unterstellt die Linien östlich, der letzteren die westlich von den Städten Pittsburg und Erie. Zu der P. gehören auch die von der Pittsburg-, Cincinnati-, Chicago- und St. Louis-Eisenbahn selbständig betriebenen Strecken (2370 km), von deren Aktien die Pennsylvania-Gesellschaft die Mehrzahl besitzt. Von allen den beiden großen Gesellschaften unterstellten Strecken ist nur ein Teil deren Eigentum. Die übrigen sind gepachtet, werden betrieben oder stehen unter Kontrolle der Gesellschaften.

Die Stammbahn des Netzes ist die Bahn von Harrisburg nach Pittsburg, die am 13. April 1846 konzessioniert und am 15. Februar 1854 dem Betrieb übergeben worden ist. Die Verbindung von Harrisburg und Philadelphia wurde durch Ankauf der früheren Staatsbahn von Philadelphia nach Columbia und durch den Bau der Strecke von Columbia nach Harrisburg hergestellt. Im Jahre 1862 erhielt das Netz einen bedeutenden Zuwachs durch Pachtung der Philadelphia- und Erie-Eisenbahn, im Jahre 1871 durch Pachtung der United Railroads of New Jersey (s. auch Camden-Amboy-Eisenbahn), durch die insbesondere eine vortreffliche Verbindung mit New York hergestellt wurde. Im Jahre 1872 hatte das Netz bereits eine solche Ausdehnung genommen, daß die Teilung in die beiden Hälften, die östliche und westliche, erfolgte. An der Spitze beider Teile steht ein gemeinschaftlicher Präsident; ihr Betrieb ist ein getrennter, die finanzielle Verwaltung aber wieder eine gemeinsame. Die westliche Hälfte arbeitete öfter mit einem Fehlbetrag, der durch die Erträge der östlichen Linien ausgeglichen werden mußte.

Für den Betrieb sind die östlichen Linien in 5 Abteilungen eingeteilt, die östliche und die westliche Pennsylvania-, die New Jersey-, die Erie- und die nördliche Abteilung. Diese Linien sind vortrefflich gebaut, haben z. T. 3 und 4 Gleise und einen sehr starken Personen- und Güterverkehr. Mit dem letzteren gehört die Bahn als eines der wichtigsten Glieder zu dem Verband der ostwestlichen Hauptbahnen, der Trunk Line Association. Sie war die erste Bahn, die durch Einrichtung eines sog. Limited-Expreßzugs den Personenverkehr zwischen New York und Chicago, der die Strecke von etwa 1400 km in 26 Stunden zurücklegt, wesentlich verbesserte. Der Zug ist noch jetzt einer der schnellsten in den Vereinigten Staaten und mit allen erdenklichen Bequemlichkeiten ausgestattet. Während früher der Hauptbahnhof der P. für New York in Jersey City lag, das durch den Hudson von New York getrennt ist, so daß die Reisenden von und nach New York in einem Fährboot übersetzen mußten, hat die Bahn in den letzten Jahren einen großartigen Bahnhof im Mittelpunkt von New York angelegt, der am 1. September 1910 dem Betrieb übergeben worden ist. Gleichzeitig wurden Tunnel unter dem Hudson und unter dem East-River gebaut, so daß man jetzt unmittelbar nach New York und nach Long Island mit der Eisenbahn fahren kann. Die Kosten dieser Riesenbauten haben 160 Mill. Dollars betragen.

Die Einteilung des westlichen Netzes der P. ist eine andere, als die des östlichen Netzes. Von der Gesellschaft selbst werden 2690 km betrieben, von den kontrollierten Linien, u.zw. der Grand Rapids and Indiana-Eisenbahn 918 km, der vereinigten Pittsburg-, Cincinnati-, Chicago- und St. Louis-Eisenbahn 2370 km, der Vandalia-Eisenbahn 1288 km, von einer Reihe kleinerer Gesellschaften 916 km. Die übrigen Strecken stehen im Gemeinschaftsbetrieb mit anderen Gesellschaften.

Die finanziellen Ergebnisse der P. sind gesund, d.h. es sind nicht nur die Zinsen der Obligationen, sondern regelmäßig auch Dividenden, in den letzten Jahren 6–7%, auf die Aktien gezahlt worden. Die Höhe des Anlagekapitals des Gesamtunternehmens wird weder in dem Handbuch von Poor, noch in der amtlichen Statistik angegeben und läßt sich auch für den Außenstehenden durch Zusammenzählen der Anlagekapitale der einzelnen zu der P. vereinigten Unternehmungen nicht ermitteln. Nach der amtlichen Statistik für das Jahr 1910/11 hatte die Pennsylvania Railroad Company ein Anlagekapital von rd. 459∙5 Mill. Dollars in Aktien und von 266 Mill. Dollars in Obligationen. Das Anlagekapital der Pennsylvania Company betrug 80 Mill. Dollars, an Obligationen hatte diese Gesellschaft rd. 133 Mill. Dollars ausgegeben. Dies ist aber nur ein Teil, wenngleich wohl der größte des Anlagekapitals des Gesamtunternehmens (vgl. Statistics of Railways of the United States, 1910/11, S. 70 ff.). Über die Betriebseinnahmen und -ausgaben des Gesamtunternehmens im Kalenderjahr 1912 finden sich bei Poor (1914) folgende Angaben:


Einnahmen374,096.180 Dollars
Ausgaben291,867.379 Dollars

Von dem Überschuß sind 118,347.516 Dollars zur Zahlung von Zinsen, Dividenden und anderen Lasten verwendet worden.

Der P. gehören außer den Eisenbahnstrecken noch der Delaware- und Raritankanal (mit Zweigkanal 106 km) und der Pennsylvaniakanal von Columbia nach Nanticoke, mit mehreren Seitenkanälen 505 km lang. Sodann ist die Gesellschaft noch an zahlreichen anderen mit dem Eisenbahnbetrieb mehr oder weniger in Verbindung stehenden Unternehmungen (Bergwerksgesellschaften, Wagenleihgesellschaften, Maschinen und Wagenfabriken u. dgl.) beteiligt.

Literatur: J. Dredge, The Pennsylvania Railroad. London 1879; ein Prachtwerk mit vielen Illustrationen, das ursprünglich gelegentlich der Feier der Jubiläumsausstellung in Philadelphia geschrieben ist. – Consul Clipperton, Report on the Pennsylvania Railroad, de dato Philadelphia, 12. April 1884, in den Reports from her Majesty's diplomatic and consular officers abroad Nr. 38 (1884).

v. der Leyen.


http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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