- Portugiesisch-Westafrika: Angola
Portugiesisch-Westafrika: Angola. Angola ist mit 1,255.700 km2 Fläche etwa 21/3mal so groß als Deutschland; seine Küste dehnt sich auf 1625 km vom Kongo bis zur Mündung des Kunene aus. Die höchsten Erhebungen im Hochland von Humpata erreichen 6100 Fuß über dem Meer. Die Zahl der Eingeborenen wird auf 6 Millionen geschätzt bei einer weißen Bevölkerung von etwa 30.000 Köpfen, von denen die Hälfte Mulatten sind.
Es bestehen folgende Bahnen:
1. Die Privatbahn Loanda-Ambaka-Lukala in 1 m-Spur, nebst der staatlichen Fortsetzung bis Malange;
2. die kapspurige, als Privatbahn erbaute, unvollendete Lobito- oder Benguellabahn;
3. die 60 cm-spurige Staatsbahn von Mossamedes über Lubango nach dem Chellabezirk.
Zu 1. Im Jahre 1887 verlieh die Regierung einer Gesellschaft die Konzession auf 99 Jahre für eine Eisenbahn von der Landeshauptstadt Sao Paolo de Loanda nach Ambaka und dem Lukalafluß, 364 km. Gesellschaftskapital 16∙32 Mill. M., Zinsbürgschaft der Regierung gegen Gewinnbeteiligung 6% bis zur Höhe von 19.999 Milreis1 jährlich, d.s. rd. 90.000 M/km. Die Bahn wurde am 8. September 1899 dem Verkehr übergeben. Baukosten 12,459.342 Dollar oder 155.000 M/km. Schienengewicht 21 kg/m. Der Bahnverkehr ist beschränkt, weil viele Güter von Dondo bis Loanda auf dem Kuanzafluß befördert werden.
Die Regierung unternahm die Fortführung der Bahn in östlicher Richtung mit gleicher Spurweite bis Malange, 140 km, um das Land östlich des Lukala zu erschließen. Die Mittel wurden 1902 und 1903 bewilligt und die Bahn am 1. September 1909 dem Verkehr übergeben. Baukosten 2,665.861 Dollar, d.s. rd. 86.500 M/km.
2. Die Lobito- oder Benguellabahn ist als Zufuhrlinie für den mineralreichen Katangabezirk der belgischen Kongokolonie die wichtigste und wertvollste unter den Bahnen Angolas.
Nach der Entdeckung von umfangreichen Mineralschätzen in Rhodesien und Oberkatanga hatte sich im Juni 1899 in London die Gesellschaft der Tanganjika Concessions Limited gebildet, die zur Ausbeutung der Mineralschätze den Bau einer Bahn ins Auge faßte. Die Konzession wurde durch Erlaß vom 28. November 1902 von der portugiesischen Regierung auf 99 Jahre erteilt. Die Bahn sollte bis zum 31. Dezember 1910 vollendet sein. Von dem Aktienkapital von 3 Mill. £ übernahm die portugiesische Regierung 300.000 Stück Aktien (rd. 6 Mill. M.) und sicherte sich Gewinnbeteiligung und Rückkaufsrecht. Länge der Bahn von der Lobitobucht bis Dilolo 1300 km, von da auf belgischem Gebiet mit einer 500 km langen Anschlußbahn über Ruwe nach Kambove in das Gebiet von Katanga. Nach einem Vertrag mit der Eisenbahngesellschaft »Du Bas Congo au Katanga« vom 31. März 1908 sollte diese Anschlußbahn an der Kongogrenze den künftigen Endpunkt der Benguellabahn gleichzeitig mit der portugiesischen Bahn erreichen. Die Bahn folgt von Lobito aus zunächst der Küste, führt südlich über Catumbella nach Benguella, 36 km, und schlägt hier eine östliche Richtung ein. Zunächst wurden die ersten 206 km vollendet, mit denen sie über 1000 m Seehöhe ersteigt; hier liegen 59 km in Steigungen von 20–25‰, und eine 2120 m lange Zahnradstrecke Riggenbachscher Bauart mit einer Steigung von 6%, mit Krümmungen von 90 m kleinstem Halbmesser. Nach längeren Stockungen infolge von Schwierigkeiten bei Beschaffung von Baumaterial wurde die Bauausführung wieder aufgenommen und die Bahn bis Cuma, km 325, auf rd. 1400 m Seehöhe im Oktober 1910; bis Huambe, km 426, auf 1650 m Höhe, im August 1912; bis Chinguar, km 520, im Oktober 1913 vollendet. Schienengewicht 30 kg/m. Die Baukosten der ersten 197 km betrugen etwa 36 Mill. M. (183.000 M/km), für die nächsten 229 km, bis Huambo, 27∙5 Mill. M. (rd. 120.000 M/km). Die Fortführung soll besondere Schwierigkeiten nicht bieten. Bei km 736 wird der Kuanzafluß auf einer 140 m langen Brücke überschritten. Die kongolesische Grenze soll bei Kangombe südlich des Dilolosees (1293 km) erreicht werden. Seit dem 21. September 1912 ist die Bahn bis Huambo, km 426, im vorläufigen Betrieb.
Die Benguellabahn bildet für den Katangabezirk die kürzeste und bequemste Verbindung mit dem Weltmeer.
Betriebsergebnisse für das Jahr 1912:
Roheinnahme 422.666∙3 Dollar = 2,690.665 M.
Betriebsausgabe 317.851∙9 Dollar = 1,271.408 M.
Betriebsziffer rd. 75%
Betriebsüberschuß 104.814∙3 Dollar = 419.257 M.
Beförderte Reisende I. Klasse 3441
Beförderte Reisende II. Klasse 16.340
Beförderte Reisende III. Klasse 31.037
Güter t 37.989, davon gewöhnliches Gut 22.794 t, der Rest Baugut.
Die Benguellabahn Lobito-Dilolo (Kangombe) bildet mit den belgischen Anschlußstrecken Dilolo-Ruwe und Ruwe-Bukama der Katanga-Eisenbahn, der Schiffahrtstrecke Bukama-Kabalo des Lualaba, ferner mit der anschließenden kongolesischen Lukugabahn, der Überfahrtstrecke über den Tanganjikasee nach Kigoma und der nach Osten gerichteten deutschen Tanganjikabahn Kigoma-Daressalam eine zusammenhängende gewaltige, rd. 4400 km lange Querbahn durch das afrikanische Festland von Lobito nach Daressalam, die nur durch zwei Schiffahrtstrecken unterbrochen wird und allerdings erst mit Vollendung der Benguellabahn ins Leben treten würde. Die Abmessungen ihrer Hauptabschnitte zeigt nachstehende Zusammenstellung:
3. Die Bahn von Mossamedes nach Lubango im Chellabezirk bis Lubango, Hauptstadt des Bezirkes Huilla, 249 km, als Staatsbahn mit 60 cm Spurweite, auf Grund der Ges. vom 27. Mai 1905 und vom 25. April 1907 in der Zeit von 1907 bis 1910 hergestellt. Seit Dezember 1910 stehen die ersten 147 km im Betrieb, weitere 37 km sind im Bau, 65 km noch zu bauen. Der Ausgangspunkt Mossamedes ist ausgezeichnet durch einen tiefen, gut geschützten und sehr brauchbaren Hafen. Schienengewicht 12 kg/m, Querschwellengewicht 9 kg/m. Baukosten für die ersten 147 km 50.000 M/km.
Die Tarife sind z.T. unverhältnismäßig hoch.
Die bisher vollendete Strecke durchschneidet den wenig fruchtbaren Küstenbezirk, und endet am Fuße des Gebirges, hinter dem das wertvollere Hochland beginnt; die Verbindung mit diesem wird jetzt durch Lastwagen aufrechterhalten, die auf schlechter Straße den Weg bis Lubango und Humbe zurücklegen. Über die geplante Verlängerung der Bahn in südöstlicher oder südlicher Richtung zum Anschluß an die portugiesische Grenze (Ovambobahn) schweben Verhandlungen. Die Geländeerkundung für diese Erschließung von Südangola ist über den Gebirgspaß von Cahungue, über km 174, fortgeschritten; die Bahn würde das Hochland bei Tunda auf 1814 m Seehöhe bei km 237 erreichen. Hier soll zwischen km 174 und Tunda die größte Steigung auf 2 Strecken von 500 und 2200 m Länge 30‰ betragen, im weiteren Verlauf aber, von Tunda bis Lubango, sollen keine erheblichen Schwierigkeiten sein.
Baltzer.
1 1 Milreis = 4∙54 M.
http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.