- Orientbahnen
Orientbahnen, in und seit den Berliner Kongreßverhandlungen vom Jahre 1878 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die großen von Wien und Budapest über Belgrad und Nisch einerseits nach Konstantinopel, anderseits nach Saloniki führenden Eisenbahnen, deren Herstellung der Berliner Kongreß den 4 beteiligten Staaten (Österreich-Ungarn, Serbien, Bulgarien und Türkei) zur Pflicht gemacht hat.
Der Kongreß beschloß, daß diese Linien binnen 3 Jahren auszubauen seien, und stellte die pünktliche Vollführung dieser Aufgabe in die Obhut einer besonderen, aus Vertretern der genannten Staaten zusammengesetzten Kommission (Conférence à quatre).
1880 erfolgte der Abschluß der Eisenbahnkonvention zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, womit sich letzterer Staat verpflichtete, im Anschluß an die von Österreich-Ungarn von Budapest über Semlin (Landesgrenze) nach Belgrad zu bauende Eisenbahn die Fortsetzung von Belgrad über Nisch einerseits bis zur bulgarischen Grenze bei Zaribrod, anderseits an die türkische Grenze bei Vranja fertigzustellen.
1883 wurde über die von den einzelnen Staaten herzustellenden Teile der O. (Belgrad-Nisch-Pirot-Sofia-Vakarel-Bellova-Sarembey-Konstantinopel und Nisch-Vranja-Saloniki) eine endgültige Vereinbarung getroffen, die unter dem Namen Convention à quatre (vom 9. Mai 1883) bekannt ist; in derselben sind sowohl die technischen als auch die tarifarischen Fragen, die sich auf diese Eisenbahnbauten beziehen, eingehend geregelt und ihre Vollendung für 1886 festgesetzt. Die Eröffnung erfolgte in den Jahren 1884–1888, u.zw. 1884 Belgrad-Nisch, 1886 Nisch-Leskovac-Vranja (Serbien), 1888 Vranja-Üsküb-Saloniki (Türkei), Nisch-Pirot-Zaribrod (Serbien), Zaribrod-Sofia-Bellova (Bulgarien), Bellova-Konstantinopel (Türkei). Die Gesamtlänge der Strecke Belgrad-Nisch-Saloniki beträgt 694 km, die der Strecke Nisch-Konstantinopel 718 km (s. Bulgarische Bahnen, Orientalische Eisenbahnen (Betriebsgesellschaft), Serbische und Türkische Eisenbahnen).
Literatur: Arch. f. Ebw. 1890, ferner Konta, Die Orientbahnen. Wien 1914.
http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.